Die „Tschudiwiese“ im neuen Kleid

Das alte Tagungshaus in den Schweizer Bergen, das dem Opus Dei für Bildungsaktivitäten dient, weicht derzeit einem Ersatzbau. Kürzlich wurde das Aufrichtefest gefeiert. Ein Beitrag aus der Regionalpresse

Die neue „Tschudiwiese“ in Flumserberg steht im Rohbau: Wie schon während der vergangenen 30 Jahren werden hier künftig wieder Bildungsveranstaltungen und Tagungen durchgeführt

Im Oktober 2005 ist das geschichtsträchtige Kurhaus Tschudiwiese in Flumserberg, in dem Lenin 1916 seine Sommerferien verbrachte, abgerissen worden. Kürzlich konnte das Aufrichtefest für den Neubau gefeiert werden.

Von Hans Hidber

Die neue „Tschudiwiese“ in Flumserberg steht im Rohbau: Wie schon während der vergangenen 30 Jahren werden hier künftig wieder Bildungsveranstaltungen und Tagungen durchgeführt

Flumserberg . – Von 1974 bis 2004 organisierte die Kulturgemeinschaft Arbor (KGA), Zürich, Veranstaltungen und Bildungstätigkeiten im ehemaligen Berghotel und Kurhaus Tschudiwiese. Der Holzbau wurde um die vorletzte Jahrhundertwende nach den damals üblichen Standards errichtet. Im Laufe der Jahre war das Gebäude trotz ständigem Unterhalt und Verbesserungen der Infrastruktur immer baufälliger geworden. Ende 2005 erwarb die KGA das Grundstück von ihrer langjährigen Vermieterin, der Limmat Stiftung, und entschied sich für einen Neubau, da sich eine Gesamtsanierung des Altbaus nach gründlichen Abklärungen als unverhältnismäßig aufwändig und kostspielig erwies.

Zudem wären in der bestehenden Baustruktur gewisse heutige Vorgaben für ein solches Objekt kaum umsetzbar gewesen: namentlich der Feuerschutz, der Schallschutz innerhalb des Hauses, die Raumhöhen, die Isolationen und Komfortansprüche (sanitäre Einrichtungen).

Neubau im ähnlichen Stil

Der Flumser Architekt Franz Wildhaber – in Bauten im „übrigen Gemeindegebiet“ erfahren – schilderte die ganz speziellen Vorschriften und Auflagen., die bei einem Baugesuch außerhalb der Bauzonen einzuhalten sind: „Diese sind umfassend und kompliziert, zudem hat die Gemeindebehörde diesbezüglich keine Kompetenz mehr. Das kleinste Baugesuch, so Wildhaber, müsse dem Kanton als Bewilligungsinstanz unterbreitet werden.

Nebst verschiedenen Vorgaben betreffend die erlaubte Nutzfläche lautet eine wichtige Bedingung, dass die Identität der ursprünglichen Baute einschließlich ihrer Umgebung in den wesentlichen Zügen gewahrt bleibt. Dies betrifft vor allem die Form, Dachlandschaft, Fassadengliederung und Materialisierung. Dementsprechend zeigt der Neubau ein ganz ähnliches Erscheinungsbild wie das abgebrochene Haus, allerdings mit einem modernen Innenleben nach den neuzeitlichen Anforderung an einen Hotelbetrieb.

Ausgeklügelte Einteilung

Für den Architekten war es eine Herausforderung, das angestrebte Raumprogramm mit der bewilligten Nutzfläche in Einklang zu bringen. „Um das Maximum herauszuholen, musste auf den Quadratmeter genau gerechnet werden.“ Dass dies auf gute Weise gelungen ist, zeigte sich an der gemeinsamen Begehung des Rohbaus mit der Bauherrschaft anlässlich der Aufrichte. Das Haus umfasst 20 Einzelzimmer mit Nasszellen, mehrere Seminarräume, eine Küche mit Office und Esszimmer, eine Hauskapelle, ein Studierzimmer sowie Personalzimmer.

Dazu kommen die üblichen Infrastrukturräume sowie Garage und Unterstände. Schon jetzt ist erkennbar, dass viele helle und freundliche Räume mit Blick auf ein prächtiges Bergpanorama entstehen.

Vergabe an einheimisches Gewerbe

Die Arbeiten in einem Gesamtvolumen von rund 4,4 Mio. Franken wurden bis auf wenige spezielle Einrichtungen in der Region und mehrheitlich an Flumser Unternehmungen vergeben. An der schlichten Aufrichtefeier mit Nachtessen wurde allseits die gute Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft, Behörden, Unternehmern und Bauleuten gelobt. Ausserdem wurde als positive Feststellung hervorgehoben, dass es in den drei Jahrzehnten des Betriebs der „Tschudiwiese“ als Bildungs- und Tageshaus noch nie die geringsten Anstände mit den Behörden oder der Bevölkerung gegeben habe.

Mit dem Neubau, dessen Inbetriebnahme für Juli 2007 geplant ist, soll nach dem Willen der Bauherrschaft „die bereits 30-jährige Arbeit an diesem sympathischen Standort auf lange Sicht fortgeführt werden“.

„Der Sarganserländer“, 27. 11. 2006